Ni Hao!
Obwohl es bis jetzt vielleicht den Eindruck erweckt hat, als würde ich die ganze Zeit nur Taiwan erkunden, bin ich immer noch als Austauschstudent hier an der Chung Shan Medical University (中山醫學大學全) in Taichung. Und das ist natürlich auch mit jeder Menge Arbeit verbunden.
Wie sieht also ein Alltag als Intern hier an der Medizinuni (auf der Pädiatrie)in Taichung aus?
Jeden Tag um 8:00 treffen sich alle Clerks, Interns und ein paar der Residents und Ärzte im 17. Stockwerk für das Morgenmeeting. Hier wird jeden Tag entweder ein interessanter Patientenfall diskutiert, generelle Krankheiten wiederholt und vorgestellt oder ein wissenschaftliches Paper präsentiert und vorgestellt. Insgesamt dauert das meisten bis 9 Uhr.
Dann geht es ab auf die Stationen, wo wir dann auf die Visite der Ärzte warten. Mir bis jetzt nicht ganz klar ist wovon es abhängt, wann die Visite beginnt, aber wie aus dem nichts erscheint irgendwann ein Doktor, alle Residents und Interns springen auf und folgen ihm zu seinen Patienten. Nach der Visite wird jeder Patient kurz diskutiert und der Doktor stellt den Studenten ein paar fragen. Wenn man einmal etwas nicht weiß ist es auch kein Problem. Da all dies aber meist auf chinesisch geschieht, heißt das für uns oft daneben stehen und spekulieren, worum es gerade geht. Oft helfen auch die anderen Studenten aus und übersetzten oder die Ärzte stellen gezielt ein paar Fragen auf Englisch.
Nach der Visite fängt für die Interns und Residents die Arbeit erst richtig an. Sie müssen die Dokumentation von bis zu 10 Patienten ausfüllen und hochladen, verpassen Sie die Deadline gibt es eine kleine Geldbuße (Ich glaube aber nicht, dass das sehr oft vorkommt). Für uns Austauschstudenten heißt das einfach, dass wir warten bis der nächste Doktor erscheint und wir ihm auf seiner Visite folgen können.
Nachdem alle Visiten abgeschlossen ist, sammelt sich meist eine Traube aus Clerks um einen Professor, der bis ins kleinste Detail einzelne Fälle noch weiter bespricht oder eine kleinen Vortrag über eine Erkrankung, Therapie oder wissenschaftliche Erkenntnisse mit den Studenten teilt. Was mich wirklich beeindruckt hat, ist dass Sie sich dafür teilweise über eine Stunde Zeit nehmen! Und selbst wenn man nicht alles versteht, kann man sich die wichtigsten Parameter, Pathologien und Medikamente trotzdem gut merken.
Um zwölf Uhr gibt es dann eine 1 1/2 stündige Mittagspause, Mensa gibt es hier keine, aber es wird einfach Essen aus einem Restaurant in der Nähe bestellt. So hat man jeden Tag Abwechslung und eine breite Auswahl an Speisen.
Am Nachmittag gibt es dann manchmal einen weiteren ca. 1 stündigen Vortrag. Dieser wird entweder von einem Professor oder einem Studenten gehalten und behandelt meistens ein gezieltes Krankheitsbild. Manchmal wird die Theorie anschließend auch in der Praxis gezeigt.
Hier zum Beispiel ein paar Fragen aus der Einheit zum Thema "Syrup"
Wusstest du zum Beispiel was die Vor- und Nachteil von Medikamenten in Form von Säften sind? Warum verwendet man diese so gerne bei Kindern?
Unterschiede in der Pharmakodynamik und Kinetik zu Pillen?
Welche Probleme hat die Pharmaindustrie bei der Entwicklung von Säften?
Mit viel Wasser musst du dieses Medikament mischen um die gewünschte Konzentration zu erhalten?
Im Anschluss gab es dann eine kleine Verkostung. Immerhin sollten wir auch wissen, warum manche Kinder die Säfte nicht unbedingt schlucken wollten.
An einem anderen Nachmittag wurde uns gezeigt, wie der Ultraschall von Gehirn und Herz beim Neugeborenen durchzuführen ist. Immer zuerst in der Theorie und dann gleich in der Praxis! Ich kann wirklich sagen! Und das ganze sogar in Englisch!
Insgesamt bin ich wirklich erstaunt, wieviel Zeit sich die Ärzte hier für ihre Studenten nehmen und wie bemüht alle sind, soviel wie möglich auch in Englisch zu übersetzten, so dass wir auch mitkommen.